05.04.2020 - "Du bist wertvoll!" - 1. Sam. 16, 7 - Palmarum (Pfr. Fischer)

Predigt zu am eigentlichen Konfirmationssonntag über 1. Samuel 16,7

Liebe Konfirmandin, lieber Konfirmand,

Deine Konfirmandenzeit geht zu Ende.
Zeit, in der Du Dich eingelassen hast auf die Gruppe, auf Kirche und Gemeinde.
Du hast Dich ein Stück dem Geheimnis des Glaubens genähert.

Eigentliche wäre heute der Tag Deiner Konfirmation gewesen; aber durch die Corona-Krise ist alles anders, für Dich, für mich, für uns alle.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – auch wenn wir noch nicht wissen, wann wir die Konfirmation feiern werden, eines ist sicher: Wir werden sie feiern!

Bis dahin schon mal ein paar Gedanken für Dich:

Viele Fragen und Entscheidungen für Deinen Lebensweg stehen bald an.
Was ist für mich das eigentlich Wertvolle im Leben?
Wer ist wirklich mein Freund, meine Freundin?
Auf wen kann ich mich verlassen?
Wie will ich eigentlich leben
Was sind meine Ziele?
Wem vertraue ich mich und meine Geheimnisse an?

Du bist größer, selbstständiger, reifer geworden in der Konfirmandenzeit, ein Stück erwachsener.
Du entscheidest selbst über Deine Freundschaften, Du übernimmst immer mehr Verantwortung in der Familie, in der Schule und für Deine Ausbildung; für andere Menschen, für Tiere, für die Natur.

Du entwickelst ein Stilgefühl für Deine Musik, für Deine Kleidung, für Dein Zimmer.
Du prüfst, was gut für Dich ist und was Du willst.
Manches wirst Du behalten, weil es Dir wichtig wird, anderes wirst Du ablehnen oder einfach so stehen lassen.

Klar, um so manches musst Du Dich noch nicht kümmern.
Das ist voll in Ordnung, denn jeder Mensch hat ein Recht auf eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.
Doch wir Erwachsenen leiden häufig unter einer Krankheit, und ich befürchte, dass auch Ihr sie in Euch tragt:
Es das Nabelschnur-Syndrom oder auch Klammer-Krankheit genannt.
Sie tritt in verschiedenen Stärken auf:
Bei Müttern ist sehr häufig die „Löwinnen-Variante“: „Ich-beschütz-Dich-um-jeden-Preis-vor-bösen-Welt“.
Bei Vätern dann häufig die autoritäre Version, kurz „Haustyrannosaurus-Rex“, genannt mit dem bekannten Leitspruch: „So lange Du Deine Füße unter meinem Tisch ausstreckst bestimme ich wo’s langgeht.“

Was ich meine, ist mit das Schwierigste, wozu wir Eltern herausgefordert werden:
Wir müssen Euch Kinder loslassen und freigeben für Euer eigenes Leben.
Wir müssen Euren Fähigkeiten vertrauen lernen.
Wir brauchen den Mut, Euch Eure eigenen Fehler machen zu lassen und trotzdem für Euch da zu sein.
Habt auch den Mut, Eure Fähigkeiten und Talente zu entdecken und zu leben!

Du meinst, Du hast keine?
O doch!
In Dir stecken noch Fähigkeiten und Talente, die manch andere gar nicht für möglich halten.
Die vielleicht auch Du selbst noch entdecken und entfalten musst.

Du glaubst mir nicht?
Dann erzähle ich Dir die Geschichte eines Jungen, der in ähnlichem Alter war, wie Du es jetzt bist.
In ihm schlummerten Talente, aber lange Zeit blieben sie unerkannt.
Es geht um David.
Um den David im Alten Testament, der später einmal den Riesen Goliath besiegen wird.

Es war so: Vor über 3.000 Jahren, suchte Samuel, ein Richter und Priester, für das Land Israel einen neuen König.
Du kannst Dir vorstellen: Keine leichte Aufgabe, den Passenden zu finden.
Doch für den Priester Samuel schien das Problem gar nicht so groß.
Denn er fragte Gott um Rat.
Und Gott sagte zu ihm: „Fülle dein Salbhorn mit Öl und mach dich auf den Weg!
Ich schicke dich nach Bethlehem zu Isai.
Einen von seinen Söhnen habe ich zum König erwählt.
Ich selbst werde dich dabei erkennen lassen, was du zu tun hast: Du sollst mir nur den salben, den ich dir nennen werde.“
Und Samuel tat, was ihm Gott gesagt hatte, ganz schön mutig!
Er ging zu Isai und ließ sich seine Söhne vorstellen.
Als Samuel Eliab, den ältesten Sohn sah, dachte er bei sich: Ah, der ist stark! Das ist sicherlich der zukünftige König, den werde ich salben.
Er zog sein Hörn mit Öl hervor, machte sich zur Salbung bereit, doch da sprach Gott plötzlich zu Samuel:

„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an."

Und er gab Samuel zu verstehen, dass Eliab, der Älteste, nicht der Richtige war.
Jetzt traten weitere sechs Söhne Isais vor Samuel, doch dieser sagte immer wieder: Auch er ist nicht erwählt.
Schließlich fragte Samuel den Isai: Sind das alle deine Söhne?
Da antwortete Isai: Nein, es fehlt noch der jüngste und kleinste von allen: David:
Aber der ist noch nicht erwachsen.
Außerdem hütet er gerade die Schafe.
Doch auf Samuels Bitte ließ er ihn holen.
Da sagte Gott zu Samuel: „Auf, salbe ihn! Denn er ist es.“
So nahm Samuel das Horn mit dem Öl und salbte David; Und David wurde später ein großer König.

So können sich sogar Eltern manchmal täuschen.
Das lerne ich aus der Geschichte.
Davids Vater hält es nicht für nötig, David Samuel vorzustellen.
Er ist ja noch nicht erwachsen, darum muss er ihn wohl noch nicht für voll nehmen.

Gott jedoch hatte David ins Herz geschaut, wie es in der Bibel heißt, und erkannt, dass Großes in ihm steckt.
Gott zeigt in dieser Geschichte, auf welche Weise er uns anschaut.
Er sieht nicht auf das, worauf viele Menschen oft zuerst sehen, auf das Äußere, wie ich kleide und style.
Für Gott ist nicht entscheidend, was vor Augen ist, Gott sieht unser Herz an.
Gott kennt mich persönlich, er schaut hinein in mein Innerstes.
Und dort entdeckt er meine Fähigkeiten, auch die, die noch tief in mir schlummern, die noch keiner gesehen hat.
Hoffentlich hast Du das schon mal erlebt: Jemand nimmt Dich so, wie Du bist, und traut Dir eine ganze Menge zu.
Und Du denkst: Ja, endlich sieht auch mal ein anderer, was in mir steckt.

Nun wirst Du, liebe Konfirmandin, lieber Konfirmand, nicht gleich Königin und König werden, aber wer weiß?
Aber Königskind bist Du jetzt schon!
Gottes Kind bist Du auf jeden Fall!

So wie David, den Jüngsten, so nimmt Dich Gott jetzt schon für voll und sieht, was in Dir steckt.

Am Ende der biblischen Geschichte über David heißt es: Und der Geist Gottes war über David von diesem Tag an.

Du, liebe Konfirmandin, lieber Konfirmand, wirst an Deiner Konfirmation „eingesegnet“ werden.
Das ist nicht nur bloße Handarbeit.
Dir wird Gottes Segen zugesprochen.
Diese Handlung hat für mich zwei Blickrichtungen:
Die erste ist zurück; zurück auf die Zeit, die hinter euch liegt.
Du sollst wissen: Du bist schon ein von Gott gesegneter Mensch.
Du bist unendlich wertvoll Gott.
Du bist einzigartig.
Gott hat mir Dir Großes vor – ganz egal, was andere über dich sagen oder was Du selbst von Dir hältst.
Gott lädt Dich ein, Deine Gaben neu zu entdecken, Deine Gaben neu anzunehmen, und Gott zu sagen: „Danke, dass ich so wunderbar gemacht bin.“
Entdecke Deine Gaben und freu Dich über sie!

Und der zweite Blickwinkel, ist der Blick nach vorne.
Du wirst auf die Konfirmationsfrage mit einem „Ja, mit Gottes Hilfe“ antworten.
Das ist auch so gemeint!
Du sagst „Ja“ zu einem gemeinsamen Leben mit Gott.
Vielleicht ein Ja, das zittert und wackelt – genauso eines, wie ich es bei meiner Konfirmation gesprochen habe.
Aber Gott wird Dir helfen, bei jedem Schritt Deines Lebens!
Es lohnt sich – das kann ich heute sagen!
Gott hat mein Leben reich gemacht.
Er hat mir nicht alle meine Wünsche erfüllt.
Aber er hat mich niemals allein gelassen.
Er hat mich immer begleitet und mich nie fallen gelassen.
Gott war immer bei mir, auch wenn er mir manchmal Wege zugemutet hat, an denen ich fast verzweifelt wäre.
Aber irgendwie war seine Kraft immer da für mich:
die Kraft, nicht aufzugeben,
die Kraft, auch schwierige Entscheidungen zu fällen,
die Kraft, umzukehren, weil ich mich auf einem falschen Weg verrannt hatte,
die Kraft zu vergeben, wo ich hätte eigentlich draufhauen wollen.
Und das Schönste ist bestimmt: Gott hat mir immer Menschen geschenkt, eine Gemeinschaft, eine Familie.
Es gäbe noch viel an Segen und Reichtum aufzuzählen, die ich von Gott geschenkt bekommen habe und die einem vielleicht auf den ersten Blick wie das Alltäglichste auf der Welt vorkommen.

Ich wünsche Dir von Herzen:
Geduld bis zu Deiner Konfirmation.
Glück, weil Du Gottes Segen jetzt schon spürst.
Und viel Gesundheit!

Werde froh und glücklich, weil Du erkennst:

Gott beurteilt mich nicht nach meinem Äußeren.
Gott schaut mein Herz an.
Amen.

Gebet

Barmherziger Gott,
wir haben dein Wort gehört, dass Du unser Herz ansiehst und wir für dich unendlich wertvoll bist.
Wir bitten dich, sei uns das Licht auf unserem Wege.

Wir bitten Dich für unsere Konfirmanden,
tröste sie über die verschobene Konfirmation hinweg und erhalte ihnen die Vorfreude auf den neuen Termin.
Lass sie dich und deine Liebe erkennen.

Wir bitten dich für die Eltern, Großeltern und Paten:
Gib ihnen Dankbarkeit und den Mut, loszulassen.
Schenk ihnen das Vertrauen auf Deine Führung und auf die Fähigkeiten ihrer Kinder.

Wir bitten Dich für unsere Gemeinde:
Lass uns immer offen sein für unsere Konfirmanden, überhaupt für die Kinder und Jugendlichen;
Dass wir sie unter uns herzlich willkommen heißen und ihnen ein Vorbild sind für ihr Leben.

Wir sagen Dir Lob und Dank für Deinen Segen,
für alle guten Gaben, die wir von Dir empfangen haben und noch empfangen werden.
Dir sei Ehre in Ewigkeit!
Amen.